Negativzinsen

Was hat es mit Negativzinsen oder Strafzinsen auf sich? Wann und in welcher Höhe werden Sie erhoben und wie kann der Anleger diese umgehen?

Frü­her brach­te man sein Geld zur Bank und bekam dar­auf dann Zin­sen von der Bank. Je mehr Geld man spar­te, des­to mehr Zin­sen zahl­te einem die Bank dafür – eine siche­re Ange­le­gen­heit für jeden Spa­rer. So konn­te man von Jahr zu Jahr sein Gut­ha­ben auto­ma­tisch ein wenig erhö­hen. Die­se Zei­ten gehö­ren der Ver­gan­gen­heit an, denn mitt­ler­wei­le kas­sie­ren die Ban­ken für das „gepark­te“ Geld der Kun­den Zin­sen – die soge­nann­ten Nega­tiv- oder Straf­zin­sen.

Wieso erheben Banken Negativzinsen?

Vie­le Ban­ken haben bereits Nega­tiv­zin­sen ein­ge­führt oder pla­nen es künf­tig zu tun. Damit sol­len Kun­den davon abge­hal­ten wer­den, grö­ße­re Beträ­ge auf ihren Kon­ten anzu­le­gen. Denn Ban­ken selbst zah­len wie­der­um eben­falls nega­ti­ve Zin­sen, wenn sie Geld bei der Euro­päi­schen Zen­tral­bank (EZB) ein­la­gern. Die EZB kas­siert von den Ban­ken ab einer bestimm­ten Höhe ‑0,5 Pro­zent Zin­sen pro Jahr – und die wer­den von den Ban­ken oft­mals an ihre Kun­den wei­ter belas­tet. Die­sen Ein­la­ge­zins sei­tens der EZB für Ban­ken gibt es bereits seit 2014.

Zahl­rei­che Ban­ken erhe­ben mitt­ler­wei­le ab einer bestimm­ten Gut­ha­ben-Sum­me jähr­lich zwi­schen ‑0,5 und ‑1,0 Pro­zent Nega­tiv­zin­sen für Giro­kon­ten und Tages­geld­kon­ten. Die Gut­ha­ben­sum­men, ab wann Straf­zin­sen anfal­len, vari­ie­ren bei den ver­schie­de­nen Geld­in­sti­tu­ten sehr stark von­ein­an­der. Daher haben wir Ihnen zur Ori­en­tie­rung die fol­gen­de Aus­wahl bei­spiel­haft in einer Tabel­le zusam­men­ge­stellt (Quel­le die jewei­li­gen Anbie­ter im Novem­ber 2021.)

Name der BankZins­satzFrei­be­trag
Com­merz­bank-0,50 %50.000 €
Deut­sche Bank (Giro)-0,50 %50.000 €
Deut­sche Bank (Tages­geld)-0,50 %25.000 €
DKB-0,50 %25.000 €
Ham­bur­ger Spar­kas­se-0,50 %50.000 €
Hypo­Ver­eins­bank-0,50 %100.000 €
ING-0,50 %50.000 €
N26-0,50 %50.000 €
Post­bak (Giro)-0,50 %50.000 €
Post­bank (Tages­geld)-0,50 %25.000 €
Volks­bank Dres­den-Baut­zen-0,50 %100.000 €

Die Frei­gren­zen sind in den letz­ten Jah­ren aller­dings immer wei­ter gesun­ken, sodass es der­zeit auch schon Ban­ken gibt, die bereits ab dem 1. Euro ihren Kun­den Nega­tiv­zin­sen berech­nen. Die Ein­füh­rung der Straf­zin­sen erfolgt bei den Ban­ken häu­fig erst mal für Neu­kun­den bzw. bei Neu­ver­trä­gen. Aller­dings kommt es immer häu­fi­ger vor, dass Geschäfts­be­din­gun­gen und Preis­ver­zeich­nis­se auch für Bestands­kun­den dem­entspre­chend ange­passt wer­den. Oft­mals wer­den den Kun­den dann zur Redu­zie­rung des Kon­to­gut­ha­bens ver­schie­de­ne Anla­ge­mög­lich­kei­ten sei­tens ihres Geld­in­sti­tu­tes ange­bo­ten. Wenn die Kun­den ihre Gut­ha­ben nicht redu­zie­ren, wer­den sie gebe­ten die Ver­ein­ba­rung über Nega­tiv­zin­sen zu unter­zeich­nen.

Kontogebühren und Negativzinsen schmälern die Kontoguthaben

Zuneh­mend mehr Geld­in­sti­tu­te berech­nen auf Tages­geld- oder Giro­kon­ten Nega­tiv­zin­sen. Und dort, wo bis­her noch kei­ne Nega­tiv­zin­sen anfal­len, wer­den zumin­dest Kon­to­füh­rungs­ge­büh­ren erho­ben. Zusätz­lich zu den monat­li­chen oder jähr­li­chen Kon­to­füh­rungs­ge­büh­ren haben diver­se Geld­in­sti­tu­te dar­über hin­aus auch noch akti­ons­be­zo­ge­ne Gebüh­ren ein­ge­führt, wo dann bei­spiels­wei­se für jede Über­wei­sung eine Gebühr anfällt. Das schmä­lert letzt­end­lich natür­lich eben­falls das Kon­to­gut­ha­ben im glei­chen Sin­ne wie die Straf­zin­sen.

Wie verhält es sich mit dem Verrechnungskonto meines Depots?

Hier ist es ähn­lich wie bei den Spar­kon­ten, es vari­iert je nach Anbie­ter sowohl die Bei­trags­hö­he, ab der Nega­tiv­zin­sen anfal­len, als auch die pro­zen­tua­le Höhe der Nega­tiv­zin­sen. Daher emp­fiehlt es sich, wenn man mit Akti­en oder Fonds han­delt, sein Geld nur kurz auf dem Ver­rech­nungs­kon­to zu par­ken und ent­we­der zeit­nah neue Wert­pa­pie­re zu kau­fen oder sei­nen Ver­kaufs­er­lös zu ent­neh­men. Dies betrifft aber nur das Ver­rech­nungs­kon­to und nicht das Wert­pa­pier­de­pot, dar­auf wird kein Minus­zins erho­ben.

Wie kann ich Negativzinsen umgehen?

Spa­rer sind den Nega­tiv­zin­sen nicht hilf­los aus­ge­lie­fert, denn es gibt auch Mög­lich­kei­ten die­se zu umge­hen und das Erspar­te somit wirk­sam vor Nega­tiv­zin­sen und Wert­ver­lust zu schüt­zen.

1: Angebote vergleichen und gegebenenfalls wechseln

Es macht auf jeden Fall Sinn, die Kon­di­tio­nen der zahl­rei­chen Anbie­ter zu ver­glei­chen. Denn es gibt immer noch Ange­bo­te, die ohne Nega­tiv­zin­sen aus­kom­men. Hier lohnt sich auch mal ein Blick zu Top-Ban­ken im EU-Aus­land, bei denen teil­wei­se auch noch Gut­ha­ben­zin­sen aus­ge­zahlt wer­den. Bei Insti­tu­ten mit deut­scher Ein­la­gen­si­che­rung erhal­ten Spa­rer in der Spit­ze 0,1 Pro­zent (Stand: Janu­ar 2022). So bringt das ange­leg­te Geld zumin­dest beschei­de­ne Erträ­ge anstatt Nega­tiv­zin­sen.

2: Nicht zu viel Geld als Tagesgeld anlegen

Selbst die bes­ten Tages­geld­an­ge­bo­te bie­ten der­zeit kei­ne Ver­zin­sung, mit der sich die Infla­ti­on aus­glei­chen lässt. Auf dem Tages­geld­kon­to ver­liert das Gut­ha­ben also nach und nach an Wert. Des­halb soll­te nur der Teil der Erspar­nis­se als Tages­geld ange­legt wer­den, der jeder­zeit für unvor­her­ge­se­he­ne Ereig­nis­se – wie Repa­ra­tu­ren im Haus oder am Auto – ver­füg­bar sein muss. Dabei gilt die Faust­re­gel, dass die­se Reser­ve etwa 3 Net­to-Monats­ge­häl­ter umfas­sen soll­te

3: Die übrigen Ersparnisse richtig anlegen

Übri­ge Erspar­nis­se soll­te man so anle­gen, dass Nega­tiv­zin­sen kein The­ma sind – zum Bei­spiel in einen Mix aus Fest­geld und Invest­ment­fonds. Dabei kön­nen Sie nach dem fol­gen­den Prin­zip vor­ge­hen: Je län­ger das Geld nicht benö­tigt wird, des­to grö­ßer kann der Fonds-Anteil aus­fal­len.

Fallen auf Kredite eigentlich auch Negativzinsen an?

Im Kre­dit­ge­schäft gibt es unter nor­ma­len Markt­be­din­gun­gen bis­lang kei­ne Nega­tiv­zin­sen. Durch die Nied­rig­zins­po­li­tik der Euro­päi­schen Zen­tral­bank kön­nen sich Ban­ken heu­te zwar sehr güns­tig refi­nan­zie­ren, wodurch auch die Zin­sen für Kre­di­te immer wei­ter gesun­ken sind, jedoch nicht bis in den Minus­be­reich. Schließ­lich müs­sen Kre­dit­in­sti­tu­te mit den ein­ge­nom­me­nen Zin­sen auch ihre Ver­triebs- und Risi­ko­kos­ten sowie die ope­ra­ti­ven Kos­ten für Prü­fung, Geneh­mi­gung und Aus­zah­lung der Kre­di­te abde­cken. Raten­kre­di­te mit Nega­tiv­zin­sen gibt es allen­falls ver­ein­zelt als Wer­be­ak­ti­on, um neue Kun­den zu anzu­lo­cken. Die­se Ange­bo­te gel­ten meist nur für gerin­ge Sum­men und ganz bestimm­te Lauf­zei­ten. Dar­über hin­aus bie­tet die KfW eini­ge För­der­kre­di­te an, bei denen Dar­le­hens­neh­mer nicht den kom­plet­ten Kre­dit­be­trag zurück­zah­len müs­sen. Sie ste­hen aber nur Bau­her­ren und Eigen­heim­be­sit­zern zur Ver­fü­gung, die beson­ders stark in die Ener­gie­ef­fi­zi­enz ihrer Immo­bi­lie inves­tie­ren.

Negativzinsen und die Auswirkungen auf Ihr Geld

Zusammenfassung

Immer mehr Ban­ken berech­nen einen Nega­tiv- oder Straf­zins auf die Gut­ha­ben ihrer Kun­den. Häu­fig wer­den ‑0,5 Pro­zent pro Jahr fäl­lig, bei ein­zel­nen Ban­ken bis zu ‑1 Pro­zent.

Auch die Com­merz­bank, Deut­sche Bank, DKB, ING, Com­di­rect und Post­bank ver­lan­gen Nega­tiv­zin­sen, sowie vie­le Spar­kas­sen und Volks­ban­ken. Die Nega­tiv­zin­sen gel­ten erst ab einem bestimm­ten Kon­to­gut­ha­ben. Je nach Bank lie­gen die Frei­be­trä­ge, meist zwi­schen 25.000 und 100.000 Euro.

Es gibt Mög­lich­kei­ten die Nega­tiv­zin­sen zu umge­hen, durch genau­en Ver­gleich der Anbie­ter und Auf­tei­lung des Gut­ha­bens in Fest­geld und Fonds. (Quel­len: finanztip.de und verivox.de)

Unse­re Anla­ge­emp­feh­lung: Wenn Ihr Geld nun also unge­nutzt auf dem Kon­to liegt und dar­auf sogar noch Kos­ten anfal­len, macht es in der aktu­el­len Situa­ti­on kei­nen Sinn, ins­be­son­de­re bei lang­fris­tig nicht benö­tig­tem Ver­mö­gen, auf Tages- oder Fest­geld­kon­ten zu set­zen. Sie ver­lie­ren auf die­sem Wege tat­säch­lich bares Geld, da auch noch die stei­gen­de Infla­ti­on hier zusätz­lich zu Buche schlägt.

Wir emp­feh­len Anle­gern daher, Gel­der die für einen län­ge­ren Zeit­raum ange­legt wer­den kön­nen, in Akti­en­fonds zu inves­tie­ren, da mit den Fonds eine brei­te Risi­ko­streu­ung bei gleich­zei­tig guter Ren­di­te­er­war­tung mög­lich ist.

Bei der Aus­wahl der für Sie pas­sen­den Pro­duk­te für Ihr Port­fo­lio, sind wir Ihnen ger­ne behilf­lich. Ver­ein­ba­ren Sie ein­fach einen Ter­min für ein unver­bind­li­ches Erst­ge­spräch mit uns.